1.Streuobstwiese im Ried


 

Johannes Gerling

 

 

 

Pflegekonzept Streuobstanlage Herzhausen

 

 

 

Der NABU-Dauphetal-Herzhausen hat in den letzten Jahren seine Streuobstanlage mit Bachlauf, Teich und Sumpfflächen zu einem natürlichen Refugium entwickelt (entwickeln lassen). Im Umfeld der erwerblichen Landwirtschaft ist die ca. ½ Hektar große Fläche zu einem wertvollen Biotop geworden und dient mit einer Vielfalt von Vögeln, Insekten, Amphibien, Gräsern und Kräutern Kindern und Jugendlichen als Lern- und Erfahrungsobjekt. Die Obstbäume mit ihren Blüten, Früchten und Blattwerk bilden die Basis des Biotops, die Produktion von Früchten hat dabei untergeordnete Bedeutung. Insofern sollen sich die Pflege- und Schnittmaßnahmen an einem „Landschaftsbild prägenden Obstbaum“ orientieren.

 

 

Streuobstbau ist eine Form des Obstbaus, bei dem mit umweltverträglichen Bewirtschaftungs-methoden Obst auf hochstämmigen Baumformen erzeugt wird. Die Bäume stehen im Gegensatz zu niederstämmigen Plantagenobstanlagen häufig „verstreut“ in der Landschaft.

 

 

Der dreißig- bis vierzigjährige Baumbestand besteht zum größten Teil aus strakt-wachsenden Hochstämmen die mit einem Abstand von acht auf acht Meter recht eng angelegt wurde. Die Apfelbäume präsentieren sich überwiegend mit einer flach (waagerecht) wachsenden Leitastebene welche mit Schößen von über einem Meter Länge übersäht sind. Diese „abkippenden“ Leitäste verstärken die Enge zwischen den Bäumen (ineinander wachsen). Die Stammverlängerungen (Mitteltriebe) wurden vor einigen Jahre in ca. vier Meter Höhe geköpft und zeigen heute drei bis fünf ca. zwei Meter lange Triebe. Darunter befinden sich viele unorganisiert wachsende Äste. 

 

 

 

Es gilt nun in den nächsten Jahren abkippende Leitäste möglichst neu aufzubauen (45° oder steiler), Äste an den Mitteltrieben zu ordnen und eine eindeutige Spitze (ohne Konkurrenztriebe) zu erziehen. Die Bäume werden ihre genetisch vorgegebene (End)-Höhe immer anstreben. Ebenfalls wird empfohlen ein oder zwei Bäume zu entnehmen. Die meist säulenförmig wachsenden Birnenbäume (kein Kronengerüst) jedoch mit einer Höhe von größer sechs Metern sollten so belassen bleiben.

 

 

Ziel: lichter aufrechtstrebende Baum!                                  so nicht!

 

 

 

 

 

Pflege und Schnitt am hochstämmigen Kernobstbaum

 

 

 

§    Licht in den Baum bringen,

 

§    Kronengerüst korrigieren (Statik),

 

§    Mitteltreibe ordnen,

 

§    Eine Spitze erziehen,

 

 

 

Dabei gilt; was über Jahre unterlassen wurde kann man in einem Jahr nicht nachholen!!!!

 

 

Basiswissen:

 

Schnittmethoden und worauf man achten sollte.

 

 

 

  • Anschnitt am einjährigen Trieb fördert das Längen- und Dickenwachstum und die Bildung von Seitenästen an diesem Trieb.
  • Ableitungsschnitt leitet das Wachstum in einen anderen Trieb (Richtung) ab/um und wirkt beruhigend.
  • Schlankschneiden; Auslichten einer Astpartie, Leitast oder Stamm-verlängerung (bei der im Gegensatz zur Ableitung die Fortführung des Astes belassen bleibt) und durch die Entnahme von starkem Seitenholz von vorne nach hinten „ausgeschlankt“ wird. Wirkt Wachstum reduzierend.    
  • Wegschnitt, komplette Entfernung eines Triebes oder eines Astes auf Astring

 

 

 

Saubere Schnitte, keine Fransen, keine gequetschte oder eingerissene Rinde, nicht auf Stummel schneiden.

 

 

 

Aufbau eines idealen Obstbaumes

 

 

 

Unser Ziel ist es, durch den Schnitt einen pyramidenartigen Baumaufbau zu erreichen. Das heißt, es gibt einen dominierenden Mitteltrieb (Stammverlängerung), der dauerhaft den höchsten Punkt im Baum einnimmt. Dann drei bis fünf Leitäste, die im 45° - 60°-Winkel zum Mitteltrieb das Kronengerüst bilden. Dem untergeordnet sind die Seitenäste, die V-Förmig unterhalb oder fächerförmig neben den Leitästen wachsen. Nun erst folgt das Fruchtholz an dem das Obst hängt. Dieses Grundgerüst bleibt im besten Fall das ganze Baumleben lang erhalten. Lediglich das Fruchtholz „rotiert heraus“, wenn es abgetragen ist.   

 

 

Ansprache des Baumes vor dem Schnitt

 

 

 

Standort und Umfeld:

 

Bodenverhältnisse, Himmelsichtung, Konkurrenz zu Bäumen oder Gebäuden, Klimaverhältnisse…

 

 

 

Der Baum:

 

Obstart, -sorte, alter, Ertrag im Vorjahr, letzter Schnitt…

 

 

 

Vitalität:

 

Genetische Wachstumsstärke, Zuwachs im letzten Jahr, Wundverheilung, Höhlungen, Wunden, Pilzkörper, Krankheiten…

 

 

 

Statik:

 

Standfestigkeit, aufrechter Wuchs, Stammansatz, Anbindung der Leitäste, Astwinkel, Astausladung, Konkurrenztriebe, (Baum im Baum)…

 

 

 

Wachstumsgesetze:

 

 

 

Wg.: Der Baum unterliegt einer Spitzenförderung, das bedeutet, je höher ein Trieb im Baum steht, umso mehr wird er im Wachstum gefördert.

 

Wg.: Der Schnitt auf ein Auge (Anschnitt) am einjährigen Trieb bewirkt Dicken- und Längenwachstum und Verzeigungen.

 

Wg.: Schwaches Einkürzen schwaches Wachstum, starkes Einkürzen starkes Wachstum.

 

Wg.: Wird ein Stummel beim Schnitt stehen gelassen, kann der Baum die Wunde nicht überwallen und schlafende Augen treiben aus.

 

Wg.: Augen auf der Trieboberseite sind im Wachstum gefördert.

 

Wg.: Steile Triebe sind im Wachstum gefördert, waagerechte sind beruhigt und setzten zuerst Blütenknospen an.

 

Wg.: Mehr Blattmasse an einem Leit- oder am Mitteltrieb fördert das Wachstum gegenüber anderen Leitästen.

 

Schnitt- und Pflegemaßnahme 19. Februar 2022

Anmerkung!

Das Originalkonzept können Sie sich auf der Site "Mitglieder offen" herunterladen